Archive I.1.


SS 2018

Studierende

Joanna Crittendon


Projektbetreuung

Prof. Gabriele Langendorf


Studiengänge

Freie Kunst


Richtung

Fotografie
Installation
Plastik/Bildhauerei


Projekt Art

Diplom

Joanna Crittendon: Archive I.1., Rauminstallation, Wachs, 5 KV Station Burbach, Diplom 2018

Erinnerungen können süß sein oder schmerzhaft. Mal schwelgen wir in ihnen, mal trügen sie, mal verlassen sie uns. Es gibt Erinnerungen, die wir um keinen Preis verlieren möchten und andere, die wir möglichst zu umgehen versuchen. Aber einzig die Erinnerung vermag Vergangenes wieder ans Licht der Gegenwart zu holen; ein Vorgang allerdings, der nicht ohne Interpretation und Selektion abläuft und damit lückenhaft bleibt. Um ins Bewusstsein zu gelangen, muss die Erfahrung, auf die sie sich bezieht, erst abgeschlossen sein – Erinnerung setzt also immer einen Verlust voraus. Und doch ist sie nicht nur zurückgewandt, sondern bietet zukunftsweisendes Potential: Wir nutzen Erinnerungen zur Bestätigung der Gegenwart und zur Befragung des eigenen Standpunktes. Erinnerung dient der Selbstvergewisserung, sie stiftet Identität.


Archive I.1 ist eine Installation aus in Paraffinwachs gegossenen Fotografien aus dem Archiv meiner Familie. Aus Objekten die ich sammele, weil sie mich an einen speziellen Tag oder ein Ereignis erinnern sollen. Auch aus Dokumenten, die für meine Geschichte oder meine Entwicklung eine Rolle spielten oder es noch tun.
Jedes Objekt wurde nach subjektiv empfundener chronologischer Reihenfolge eingegossen, nummeriert und aufgestellt. Jedes Objekt war ein für mich wichtiges Dokument meiner Existenz und meines „Ich-“Verständnisses. Jedes Foto oder Objekt wurde einzeln in einem individuell passenden Karton eingegossen, nachdem ich das wachs verflüssigt hatte. Nach einem kurzen Trocknungsprozess schnitt ich die nun festen Wachseingüsse aus ihrer Form heraus.
Die Dicke und Form des Wachses unterscheidet sich je nach subjektiv empfundener „Schwere“ oder „Leichtigkeit“ der Erinnerung. Die Durchsichtigkeit des Wachses ist zudem von Objekt zu Objekt verschieden. Manche sind klarer andere sind grau oder fast schwarz und völlig undurchsichtig. Dies soll die Klarheit oder Verschwommenheit meiner Erinnerung darstellen. Die dunkle Farbigkeit und die dadurch resultierende Unkenntlichkeit des Inhaltes einiger weniger Objekte beschreibt eine Periode von fast völlig verdrängten Erinnerungen.
Nach dem Trocknungsprozess schnitt ich die einzelnen Objekte mit einem Messer aus ihrer Gussform.
Das Eingießen war einerseits ein Beerdigen, ein Verewigen; ein Bewahren und Zerstören; ein Preisgeben und ein Zensieren.

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