Linien, Raum, Zeit


SS 2023

Studierende

Hwakyeong Kim


Projektbetreuung

Prof. Katharina Hinsberg


Studiengänge

Freie Kunst


Projekt Art

Diplom

Hwakyeong Kim: Linien, Raum, Zeit, Diplom Freie Kunst, 2023, Detail Raumarbeit

Haare sind ein Material, das mich immer begleitet. Seit etwa drei Jahren sammle ich Haare, die von meinem Bett, Boden, Waschbecken, meiner Haarbürste oder meinem Körper gefallen sind. Für mich ist es ein Prozess, diese dünnen und zerbrechlichen Linien zurückzubekommen, die ich nicht auf meinem Körper hinterlassen wollte, und das kann ich nicht aus eigenem Willen tun.

Die gesammelten Haare werden an den Wänden, der Decke und Gegenständen des Raums befestigt. Das Haar ist nicht verklumpt und liegt als einzelne Linie vor. Wenn Menschen einen Raum aus der Ferne betrachten, denken sie, es handele sich um die Form eines winzigen Graffitis oder eines Kratzers an der Wand, oder sie erkennen einfach, dass etwas Winziges an der Wand befestigt ist, wissen aber nicht genau, was es ist. Aber wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass es Haare sind, die aus der Wand wachsen. Diese feinen Linien schwanken bereits beim geringsten Wind und können, genau wie, wenn sie an unserem Körper befestigt sind, bei Stimulation leicht abfallen.

Diese Arbeit symbolisiert die physische Vereinigung von Haar und Raum. So wird das Haar von einem alltäglichen Objekt zu einem Kunstwerk. Dadurch werden die Haare von meinen persönlichen Erfahrungen und Körperteilen befreit, um eine Beziehung zur gesamten Umwelt einzugehen. Das Zusammenspiel von Raum und Haar hilft dabei, den Raum, in dem wir leben, und die Existenz in unserem täglichen Leben zu erkunden und zu interpretieren. Es geht auch um die Veränderung des Bewusstseins von Schönheit zu Unannehmlichkeiten durch die Neuordnung der Haare und um die Reaktion von Betrachtern, die über den Veränderungsprozess verwirrt sind.

Diese Arbeit befasst sich mit dem Lauf der Zeit, der Veränderung und der Zirkulation des Lebens durch das Haar. Haare brechen ab und wachsen aus unserem täglichen Leben heraus, und die Linien weisen ihre eigene, einzigartige Form und Richtung auf. Es bietet eine visuelle Darstellung der Wege, die wir gegangen und eingeschlagen haben, während unser Leben durch ständige Bewegung und Veränderung weiter voranschreitet. Haare unterstreichen auch unsere Verbundenheit und unsere gemeinsamen Erfahrungen durch die gemeinsame Projektion unserer eigenen Haare und der Haare anderer Menschen in den Raum. Mit dieser Arbeit möchte ich die Interaktion zwischen unseren Gemeinsamkeiten und unserer Vielfalt, Einzelpersonen und Gruppen, Räumen und persönlichen Erfahrungen anhand des Materials Haar erforschen. Die Form und Realität der Haare symbolisiert unsere Verbindung zur Welt, in der wir leben, und wie wir zusammenleben und uns gegenseitig beeinflussen. Haare sind ein Zeichen unserer Identität und Existenz und gleichzeitig Ausdruck unserer Verbundenheit und Kommunikation.

Text: Hwakyeong Kim
Redaktion: Rita Eschle

 

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