Lullaby for a bunker / Schlaflied für einen Bunker


SS 2022

Studierende

Marika Pyrszel


Projektbetreuung

Prof. Andreas Oldörp


Richtung

Audiovisuelle Kunst/sound art


Projekt Art

Diplom

Marika Pyrszel: Lullaby for a bunker / Schlaflied für einen Bunker, Diplom Freie Kunst, 2022

In der Klang- und Lichtinstallation Lullaby for a bunker / Schlaflied für einen Bunker wird Gesang und Feuerlicht in einem Bunker zusammengebracht. Es sind drei Hauptelemente, die mit- und aufeinander wirken. Die Wahrnehmung erfolgt auditiv, visuell und haptisch.
Die besonders feuchte und kalte Luft im Bunker wirkt sich auf den Körper aus - es wird kalt. Der Rahmen des Wahrnehmungsspiels wird von Dunkelheit umfasst. Die heiße Luft des Hochsommers wird von dem kühlen Bunker durch einen schwarzen Moltonvorhang getrennt. Eine Flamme, die inmitten der zentralen Kammer des Bunkers brennt, erleuchtet in einem fluktuierenden Rhythmus das Innere. Sie bringt neben dem Licht auch Wärme und Lebendigkeit herein. Das Aussehen des Bunkers weist auf die Vergänglichkeit und somit letztlich auf die Zeit selbst hin. Hier und da schlagen sich zarte Wurzeln von Pflanzen durch den Beton, das verbaute Metall rostet, die Kondenswassertropfen folgen der Schwerkraft und bilden weiße Stalaktiten.
Der Gesang ist das zweite Element der Installation, welcher eine starke, lebendige Präsenz aufweist. Es ist ein liebkosender Gesang einer Frau, die ihr Kind in den Schlaf singt. Die Flamme und das Schlaflied heben Menschengeschichten aus der Brutalität der Architektur hervor. Der Gesang ist das Bindemittel zwischen den Emotionen und der Geschichte. Das Feuerlicht nimmt die Furcht vor der Stimme in der Dunkelheit. Das Licht tanzt lebendig und erleuchtet den Raum. Es wirkt anziehend und dient zur Orientierung.
Das Zusammenspiel aller Elemente erzeugt eine düstere, aber auch vertrauenswürdige Atmosphäre. Der Körper wird in einen Ausnahmezustand versetzt. Der Gesang rührt die Rezipient*innen, die Flamme wirkt anziehend und herausfordernd. Im Bunker ertönt wiederholend das „Abendlied“, ein vertontes Gedicht von Matthias Claudius. Die einfache Melodie von Johann Abraham Peter Schulz machte aus dem Gedicht ein beliebtes Schlaflied.
Die Besucher*innen wurden einzeln in die Installation hereingelassen. Anschließend erzählten sie von ihren Erfahrungen. Manche sprachen von Assoziationen an Krieg und Leid, die anderen von Geborgenheit und Besinnung, noch andere von erlebten Gefühlen wie Angst und Schrecken. Eines war bei allen gemeinsam: Das Betreten des Raumes brachte eine intensive Wahrnehmung mit sich.

Text: Marika Pyrszel

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