Neue Morgen: Wieso Geschichten erzählen wichtig ist und wie wir von ihnen lernen können


SS 2023

Studierende

Melisa Kujevic


Projektbetreuung

Prof. Ivica Maksimovic


Studiengänge

Kommunikationsdesign


Projekt Art

Diplom

Melisa Kujevic: Neue Morgen: Wieso Geschichten erzählen wichtig ist und wie wir von ihnen lernen können, Diplom Kommunikationsdesign, 2023, Detail Präsentation

Sätze wie „Früher war das noch anders, da gab es kein Internet“ oder „Keiner interessiert sich mehr für irgendwas“ habe ich regelmäßig nur mit einem Kopfnicken abgetan. Eine Diskussion darüber, wen was in welchem Maße interessieren soll, erschien mir zu kräftezehrend. Doch mit der Zeit ändert sich die politische Situation und die damit einhergehenden Folgen für die Gesellschaft.

Rund 110 Millionen Menschen weltweit sind dazu gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen, 40% dieser Menschen sind unter 18 Jahre alt. Allein im ersten Quartal dieses Jahres gab es doppelt so viele Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, als im Quartal des Vorjahres. Propaganda, Brandstiftung, gefährliche Körperverletzung – Angriffe mit rechtsradikalem Hintergrund. Der Aufstieg der Rechtspopulist*innen in Europa, die gemeinsam eine menschenfeindliche Festung errichtet haben, an deren Pforten wöchentlich hunderte von Menschen, darunter zahlreiche Kinder, sterben.

Mehr als 50 Millionen Menschen sind in moderner Sklaverei gefangen, und es werden immer noch Völkermorde verübt. Trotz all dieser Verbrechen höre ich beim Warten auf den Bus Sätze wie „Die Afrikaner. Kommen alle her und denken, hier sei das Schlaraffenland“ und merke, wie wenig ich das noch ertragen kann. Kommentare unter Nachrichten in den sozialen Medien, die so widerlich sind, dass ich diese Arbeit damit nicht verseuchen will sowie Menschen, die mir ins Gesicht sehen und sagen, dass es irgendwann mal gut sei mit diesem „Schuldkult“, beweisen damit das exakte Gegenteil. Gar nichts ist gut. Es zeigt mir vielmehr, dass wir uns nicht genug erinnern und dass, wenn wir uns erinnern, wir es oft falsch machen. Wie können wir uns bessern?

Die Meldungen und Sondersendungen zum Ukraine-Krieg überschlagen sich, und es wird rund um die Uhr berichtet. Russland wird sanktioniert, die Lebenshaltungskosten steigen, Menschen werden unruhig, panisch und ängstlich – sogar mehr, als zu Zeiten der Corona-Krise. Ukrainer*innen müssen fliehen und finden hier Zuflucht. Mittlerweile, 2023, ist ein großer Teil der Bevölkerung gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. In Zahlen ausgedrückt sind das etwa 8,2 Millionen Menschen und ebenso viele Schicksale. Zwar begann der Konflikt bereits im Frühjahr 2014, dennoch kommt es in Polittalks vor, dass behauptet wird, es würde sich um den ersten Krieg in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges handeln. Für Betroffene anderer Konflikte ist das wie ein Stich ins Herz.

Wie kann bei all den Bildern, Meldungen, Entwicklungen und offensichtlichen Parallelen vergessen werden, was in anderen Ländern Europass sowie Anfang der 1990er Jahre in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, stattgefunden hat?

Basierend auf Gesprächen, Videos und Tonaufnahmen von Zeitzeug*innen der Kriege im ehemaligen Jugoslawien entstand eine Publikation mit zahlreichen Polaroid-Fotografien, Zitaten und Eindrücken, die das Thema visuell verständlich machen sollen.

Text: Melisa Kujevic
Redaktion: Rita Eschle