paths and tracks

Meine Arbeit besteht aus serieller gegenständlicher Malerei. Gemalt ist mit Acrylfarbe auf kleinformatigen Holz- und MDF-Platten unterschiedlicher Größe.
Ich habe Zettel und Papiere im öffentlichen Raum in der Saarbrücker Innenstadt gesammelt - zunächst beiläufig, als zufallende Reize, dann mit bewusster Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Die Fundstücke sind mir bei alltäglichen Wegen und Spaziergängen ins Auge gefallen; sie können als Spuren meist anonymer Personen gelesen werden.
Der öffentliche Raum ermöglicht einen Fundus an unbeachtetem, verlorengegangenem oder weggeworfenem Material. Notizen von vorläufiger oder beiläufiger Qualität haben ihren Nutzen erfüllt, sind Gebrauchsspuren und werden zum Abfallprodukt. Die Abnutzung und Verschmutzung der Papiere, im Zustand kurz vor der Unwiederbringlichkeit, reizen die Neugierde und den Impuls zum Betrachten und Sammeln.
Der Einblick in kleine private oder alltägliche Momente und Geschriebenes bleibt sonst verwehrt. Die Zettel wirken in ihrer Unmittelbarkeit und Direktheit, sie sind entweder nur an einen Adressaten oder für den Selbstzweck bestimmt und nicht zum Zeigen und Teilen geformt oder beschönigt.

Banale, fadenscheinige oder verschmutzte Objekte auf der Straße erscheinen rätselhaft und in der Aneignung mit voyeuristischem Charakter. Mit nahen, greifbaren Fundstücken entsteht ein Zugang zu anonymen, privaten Momenten. Ich bediene mich dieser begrenzten Realitätsausschnitte und löse sie aus dem funktional-rationalen Blickwinkel des Alltags heraus.
Mit der Transformation der Fundstücke zur Malerei werden diese adaptiert, abgelöst und wieder verfestigt. Das Projekt wird zum Forschungsgegenstand der Malerei.
In Akkumulation lösen die Malereien ein Spannungsfeld aus Assoziationsspielräumen aus. Die Bilder werden wieder der öffentlichen und individuellen Betrachtung ausgesetzt.

Text: Sophia Dorothea Müller
Redaktion: Anna Nau