Von Mohnblumen und Menschenfressern

Traumdeutung hat eine lange Geschichte und die Bedeutsamkeit von Träumen unterscheidet sich stark innerhalb von Kultur und Zeitalter. Für mich sind Träume "das Fenster zur Seele”, wie der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung beschreibt. Was wir als wirre Ereignisse wahrnehmen, ist die Sprache des Traums, die wir nicht verstehen. Er spricht in Metaphern zu uns, die uns dazu auffordern über das Geträumte zu reflektieren. Träume haben uns viel zu sagen, uns fehlt lediglich das richtige Gehör. Doch wie lassen sich bestimmte Bilder interpretieren?

In meiner Arbeit Von Mohnblumen und Menschenfressern werden meine über Jahre gesammelten Träume analysiert und die am häufigsten auftretenden Traumbilder künstlerisch umgesetzt. Die Basis hierfür sind Traumtagebücher aus den Jahren 2013 bis 2022, aus denen ich besonders häufige Orte, Personen, Ereignisse, Tiere, Gefühle oder Handlungen herausfiltere. Das Endergebnis sind drei handgemachte Teppiche und sechs dazugehörige Illustrationen.

Die drei Teppiche zeigen meine am häufigsten auftretenden Traummotive: Gewalt, Kindheitstraumata und Einsamkeit.

Ich stellte mir die Frage, wie ich einen Traum, eine nebelige, temporäre Erinnerung als etwas visuell Greifbares festhalten kann. Ein Teppich hat Textur, Gewicht, man kann ihn anfassen und spüren. Mit verschiedenen Arten der Tufting-Technik lassen sich Dimensionen in ein Bild arbeiten, haptisch greifbarer als ein zweidimensionales Bild. Jeder Teppich ist ca. 110 x 150 cm groß.

Sechs Illustrationen im Digitaldruck und aufgezogen auf Schaumstoffpappe werden durch einen Abstandhalter ebenso im Raum dreidimensional ausgestellt. Sie zeigen vereinzelte Szenen und metaphorische Bilder aus verschiedenen Träumen.

Textauszug aus: Roxana Schulz